Интервью для Morgenweb

ElenaPress

“Jetzt darf ich zerbrechlich sein”

Sie hat Millionen von Platten verkauft und alle Musikpreise abgeräumt. Nun widmet sie ihre Tournee einer anderen, ganz großen Sängerin: Patricia Kaas blickt im Interview in Frankfurt auf ihre Hommage an Edith Piaf (“Kaas Chante Piaf”, ab 2. November im Handel) – und beschreibt, warum sie heute verletzlicher sein kann als früher. Am 15. März 2013 kommt der Star mit den deutsch-französischen Wurzeln damit in den Mannheimer Rosengarten.

Was bedeutet Ihnen die Musik von Edith Piaf?

Patricia Kaas: Wenn man wie ich sehr früh anfängt zu singen, muss man in Frankreich in seinem Samstagabend-Repertoire mindestens ein Lied von Edith Piaf haben. Auf jeden Fall “La vie en rose”! Als ich später nach Paris kam, hat man mich mit ihr verglichen – und ich wollte wissen, warum.

Gibt es Parallelen in Ihren Leben?

Kaas: Sie hatte natürlich ein viel schwierigeres Leben. Aber auch ich habe manche dramatischen Momente erfahren, habe früh meine Eltern und meinen Bruder verloren.

Was macht Piafs Lieder so einzigartig?

Kaas: Sie gehören zum Vaterland, zu Frankreich. Edith Piaf kennt man überall. Sie ist sehr authentisch. Und sie verbreitete im Drama, das sie erlebte, eine sehr positive Energie. Man spürt, dass sie die Stärke besitzt, zu sagen: Wenn diese Geschichte/dieses Lied vorbei ist, geht es doch weiter im Leben.

Ist es der Kampfwille, der Sie beeindruckt?

Kaas: Vielleicht. Es sind die traurigen Erfahrungen im Leben, die mich ernähren. Auf der anderen Seite des Tunnels gibt es Licht – und da muss ich hinschauen. Das Erlebte hat in mir Narben gebildet. Das gibt meiner Stimme die Emotionen. Wir besitzen beide diese Stärke, Piaf und ich. Aber anders, weil wir nicht dasselbe Leben haben. Zum Glück!

Wie gehen Sie mit dem Pathos in den Liedern um?

Kaas: Das war natürlich eine andere Generation. Ich denke und lebe anders. Ihre Authentizität bestand darin, dass sie so sang, wie sie sprach. Das war ein Geheimnis ihrer Popularität. Was sie sagte, was sie sang, sprach arme wie reiche Menschen an. Von Anfang an sollte “Kaas chante Piaf” eine Hommage sein, keine Kopie. Sie ist sie selbst – und keine könnte es besser als sie selbst. Alles, was ich in meinem Leben gelernt habe, wollte ich in diese Hommage bringen – ob Schauspiel, Tournee, Bühne oder Gesang. Wenn ich die Lieder interpretiere, werden sie ein kleines bisschen meine.

Wie haben Sie aus all den Piaf-Liedern Ihre Auswahl getroffen?

Kaas: Das war sehr schwierig! Sie hat über 430 Lieder hinterlassen. Ihre Revolutionslieder zum Beispiel sprechen mich gar nicht an. Ich habe aber auch tolle Lieder entdeckt, wie “Avec ce soleil”, “T’es beau, tu sais”, “La belle histoire d’amour”. Das gehört auch zu meiner Hommage: Lieder vorzustellen, die man weniger kennt. 24 Chansons musste ich für die Bühne aussuchen.

Eine zierliche Frau mit großem Mikrofon, die sich kaum auf der Bühne bewegt: Dieses Bild hat sich von der Piaf eingeprägt. Sie hingegen sind für professionellen Tanz und Showeinlagen bekannt… Wie sieht das Bühnenprogramm 2013 aus?

Kaas: Ich werde mich nicht sehr viel bewegen. Aber die Hommage soll nicht nur aus der Interpretation der Lieder bestehen, sondern auch Schauspiel beinhalten. Zum Beispiel will ich zeigen, wie sie sich fühlte, als sie vom Tod Marcel Cerdans, ihrer großen Liebe, erfahren hat. Jean Cocteau war auch sehr wichtig in ihrem Leben. Daher werde ich ein Gedicht von ihm lesen. Wir zeigen zudem kleine Filme über Piaf. Daher haben manche Lieder auch sehr lange Intros. Wir möchten die andere Seite der Piaf zeigen, wie sie lächelt, wie sie scherzt – und nicht in Schwarz. Ich werde dann auf der Bühne sitzen und das mit dem Publikum gemeinsam anschauen, ohne dazu zu singen. Denn das Eine soll nicht das Andere überdecken.

Gehen Sie in Schwarz auf die Bühne?

Kaas: Eigentlich möchte ich weder Schwarz auf der Bühne tragen noch eine Farbe. Eher so etwas wie Puder.

Piafs Thema ist die Liebe. Was bedeutet Liebe für Sie?

Kaas: Schwierig. Liebe kann man zu einem Land empfinden, zu einem Mann, zu einer Mutter, zu einem Kind, einem Hund. Ohne Liebe wäre das Leben nicht möglich.

Der 50. Todestag von Piaf im Jahr 2013 wird viele Künstler inspirieren…

Источник:
Morgenweb