24.02.2017 • Start • hr1 • 07:00 (09:00 МСК)

ElenaRadio

Дата: 24.02.2017
Время: 07:00 (09:00 МСК)
Радиостанция: hr1 (Германия)

Patricia Kaas begeisterte in Frankfurt

Patricia Kaas begeisterte das Publikum in der Alten Oper mit beeindruckender Stimmgewalt und Bühnenpräsenz. Ihr Repertoire: die größten Hits aus 30 Jahren Weltkarriere und neue Songs, die unter die Haut gehen.

Patricia Kaas steht im Zentrum der Bühne, im schwarzen Hosenanzug mit gelb-gewirktem Umhang und in warmes Licht getaucht. Flankiert von ihren fünf Bandmusikern steht sie im Mittelpunkt und scheint die Aufmerksamkeit zu genießen. Eine große Show mit aufregenden Effekten sucht man hier vergeblich. Was strahlt, ist ihre Stimme: diese raue, rauchige Stimme voller Kraft und Gefühl, mit der die 50-Jährige das Publikum auf eine Reise in ihr Inneres mitnimmt.

“Schön, wieder in Frankfurt zu sein!”

“Schön, wieder in Frankfurt zu sein!”, sagt sie. “Ich blicke in der Show zurück auf mein Repertoire, ich freue mich aber auch, neue Lieder vorzustellen. Es ist eine Show, die der Frau gleicht, die ich geworden bin!” Die Songs ihres neuen Albums (“Patricia Kaas”) wurden ihr auf den Leib geschrieben und sollen ihre Gedanken, Gefühle und Sehnsüchte spiegeln. “Eine Neugeburt für mich als Frau”, so nennt sie die Entstehung. In Frankfurt wird das Publikum Zeuge dieser Neugeburt und der Reise, die die Französin hinter sich hat. Interessanterweise wird das vor allem in den Momenten deutlich, in denen die zierliche Französin nicht singt, sondern die Musik sprechen lässt. Dann tanzt sie, sie kreist mit den Hüften und streckt die Arme in die Luft – sie ist ganz bei sich, sie ist angekommen. Das Publikum spürt das. Und dass sie Lust hat auf diese neue Welttournee, auf diese Show in Frankfurt. Insgesamt stehen 175 Konzerte auf dem Plan, 15 davon in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Und obwohl sie manche Songs wohl schon hunderte, vielleicht tausende Male gesungen hat, so klingen sie echt, leidenschaftlich, voller Seele.

Elemente aus Popp, Jazz und modernem Chanson

Musikalisch verbindet Patricia Kaas gekonnt Elemente aus Pop, Jazz und modernem Chanson, allerdings verzichtet sie im Gegensatz zu früheren Konzerttourneen auf große orchestrale Untermalung. Sie setzt auf eine einfache, schnörkellose Interpretation. Den Vergleich mit Edith Piaf, der Grande Dame des Chansons, scheut sie zwar nicht – doch bei dieser Tour geht es um ihre eigenen Songs.

Patricia Kaas führt das Publikum tief in ihre Gefühlswelt, lässt sie teilhaben – auch wenn viele ihre französischen Texte nicht verstehen; die Message der Musik kommt an und berührt . Natürlich werden auch treue Fans ihrer alten Hits nicht enttäuscht: “Mon mec à moi”, “Il me dit que je suis belle”, “Entrer dans la lumière” oder “Je voudrais la connâitre” schmettert sie mit Inbrust. Und auch dieser Titel durfte nicht fehlen: “Mademoiselle chante le Blues”, eben jener Song, mit dem der zierlichen, blonden Französin 1987 der Durchbruch gelang. Heute würde man über die 50-Jährige wohl sagen: “Madame chante le Blues”!

Eine Konzertkritik von hr1-Reporterin Kim Horbach

22.02.2017 • Hamburger Abendblatt (Германия)

ElenaPress

Patricia Kaas – die Stimme Europas in der Laeiszhalle Die französische Sängerin gastiert mit neuem Album im April in Hamburg. Im Abendblatt spricht sie über schwierige Zeiten ihres Lebens. Hamburg. Patricia Kaas ist gut gelaunt an diesem eher grauen Hamburger Wintertag in einem Bahrenfelder Hotel. Die Haare akkurat blond und kurz wie immer, die weite Männerhose und die hohen Stiefel künden von Lässigkeit. Sie hat ihr neues Album draußen, die anstehende lange Tournee wird sie am 3. April auch nach Hamburg führen. Kaas, gerade 50 Jahre alt geworden, wirkt zufrieden. “Patricia Kaas” heißt das Album schlicht und fängt – ungewohnt – mit ein paar scharfen Gitarrenakkorden an. Dann erhebt die Sängerin ihre nachtblaue Stimme und singt von ernsten Dingen. “Adèle” handelt vom Missbrauch, davon, dass es Mädchen schwer haben in dieser Welt. Ungewohnte Inhalte. Nicht die übliche Herzschmerz-Pop-Prosa. Aber Kaas hatte Lust auf etwas anderes, einen Neustart nach einer nicht ganz freiwilligen Pause. Tourneen waren kräftezehrend Die Tourneen zu ihren letzten Alben “Kabaret” und “Kaas chante Piaf” waren kräftezehrend. Sie wirkte in einem emotional aufreibenden Film mit, in dem die von ihr gespielte Figur ihre Tochter verlor. Zuletzt starb ihr geliebter Hund Tequila. Es folgte ein Burn-out-Zusammenbruch nach unverarbeiteter Trauer. “Ich musste mir Zeit nehmen. Ich stellte mir viele Fragen über das, was bleibt.” Sie holte sich Hilfe, absolvierte eine Therapie, in der man ihr die richtigen Fragen stellte, einen anderen Blick auf sich selbst ermöglichte. Den Rest hat die Zeit besorgt. “Es ging mir sehr schnell besser”, sagt Kaas mit ihrem charmanten Französinnenlächeln. Sie scheint keinerlei Probleme zu haben, über diese schwierige Phase in ihrem Leben zu sprechen. Sie ist eben eine Kämpferin. Schon immer. Als jüngstes von sieben Kindern eines französischen Bergmannes und einer Deutschen geboren, kämpfte sie sich mit Talent und Hartnäckigkeit nach oben. Ausgerechnet der französische Schauspieler Gérard Depardieu entdeckte sie 1985 und stellte ihr die richtigen Leute vor. Seitdem hat sie sich natürlich längst weiterentwickelt, und so kommt es, dass der Song, der an ihre frühen Hit-Zeiten anschließt, “Madame Tout Le Monde”, eigentlich der schwächste des Albums ist. Er klingt ein wenig wie “Mademoiselle chante le Blues”, ihrem mehr als 15 Millionen Mal verkauften Erstling von 1988. Der war der Start zu einer Weltkarriere, vor allem in Europa wurde Patricia Kaas, die auch auf Englisch und Deutsch singt, ein Star. Neues Umfeld geschaffen Doch auf den seit vielen Jahren bewährten Wegen bewegt sie sich jetzt nicht mehr: Obwohl als Perfektionistin furchtbar schlecht im Delegieren, hat sie sich Produzenten gesucht, Verantwortlichkeiten neu verteilt, sich ein neues Umfeld geschaffen. “Ich habe nun andere Gesichter um mich herum”, sagt sie. Kaas schreibt ihre Songs nicht selbst, sieht sich immer als Interpretin. Ihr Part ist, die richtigen Komponisten und Songschreiber zu finden und sie zu fragen, ob sie mit ihr arbeiten wollen. Meistens wollen sie. “Die Musik und die Texte sind zu mir gekommen”, sagt sie. Ihr neues Produzentenduo Jonathan Quarmby und Fin Greenall hat die Songs in der britischen Pop- und Jazz-Tradition verortet. “N’oublie jamais” und “Le Jour et l’heure” sind wundervolle Balladen von verzaubernder Melancholie und einem Pathos, das man auch bei Chansonniers der jüngeren Generation wie Benjamin Biolay findet. “Marre de mon Amant” ist eine kraftvolle Abrechnung mit einem lügnerischen Liebhaber. Songs lassen aufhorchen Und “Adèle”, ihr Lieblingssong, ist nicht der einzige, der aufhorchen lässt. In “La Maison en Bord de Mer” geht es um Inzest. “Eigentlich wollte ich ein elegantes Chansonalbum aufnehmen. Da ist so ein Lied für mich neu, aber nach vielen Gesprächen wollte ich es auf meiner CD haben. Der Text hat mich berührt, und darauf kommt es an.” Diese Selbstverständlichkeit und Coolness im Umgang mit schwierigen Themen hatte sie nicht immer. “Vor einigen Jahren hätte man mir vielleicht zu viele Fragen gestellt. Heute fühle ich mich besser damit”, sagt sie. “Warum sollte man nicht darüber singen? Warum redet man so zurückhaltend über diese Dinge, wenn man heute angeblich über alles reden kann?” Patricia Kaas will nicht mehr um jeden Preis gefallen. “Ich wäre gerne selbst eine Adèle gewesen” “Ich bin heute zufrieden mit mir, nehme es mehr, wie es kommt, genieße das Schöne”, sagt Kaas. Auf der Tour, wenn die Songs endlich leben, fühlt sie sich am wohlsten: Keine große Show, keine Choreografie, keine Videoprojektion, schlicht und, ja, doch auch ein bisschen elegant soll es schon werden. Sie weiß natürlich, was ihre Anhänger erwarten. “Adèle”, dieser leicht feministische Opener, aber bleibt ihr Lieblingssong. “Ich wäre gerne selbst eine Adèle gewesen, die man an die Hand nimmt und ihr sagt, welche Schwierigkeiten sie im Leben als Mädchen haben wird”, sagt Patricia Kaas. Sie, die Kämpferin, hat es auch ohne diese Unterstützung geschafft. Patricia Kaas 3.4., 20.00, Laeiszhalle, Johannes-Brahms-Platz, Karten ab 69,90 im Vorverkauf; www.patriciakaas.net Von Annette Stiekele Источник: Hamburger Abendblatt